Von Regeln und Freiheiten

Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.

Eine Frage des Stils

Die Frage nach der „richtigen“ Pädagogik ist eine, der schon lange nachgegangen wird. Die gefundenen Wege gehen teils weit auseinander. Zu dieser Uneinigkeit in der Fachwelt kommt auf Seiten der Eltern auch noch Unklarheit dazu, was das nun alles überhaupt bedeutet. Oft wird hier nur in polarisierenden Kategorien gedacht, irgendwo zwischen Pipi Langstrumpf und Rohrstock. Schnell fallen einem Schlagworte ein, wie „Laissez-faire“, „Autoritär“, „Helikoptereltern“. Nichts davon will man sein, aber was bleibt übrig? Was gilt gerade als richtig und wichtig? Wie passt das zu mir und meiner Einstellung?

Es macht Sinn, sich über den eigenen Erziehungsstil Gedanken zu machen. Ganz allgemein sowieso und im Detail auch zu einzelnen Bereichen, wie dem Thema Bildung. Wie wichtig ist mir als Mutter/Vater/Großelternteil schulischer Erfolg und was glaube ich, dass es dazu braucht?

Vieles machen wir automatisch so, wie es mit uns gemacht wurde. Auch, wenn wir uns, bevor wir eigene Kinder bekommen haben, sicher waren, dass wir das alles anders machen würden. Wenn ich aber darüber nachdenke und mir selbst die Freiheit gebe, etwas Neues zu probieren, kann ich aus diesem Kreislauf aussteigen.

Es gibt viele Ansätze, Haltungen und Empfehlungen. Schaut euch entspannt um und macht euch euren eigenen Mix. Indem ihr das kombiniert, was zu euch und eurer Familie passt.

Offenheit ist keine Einbahnstraße

Junge, der an einem sonnigen Tag durch ein Fernglas im Freien schaut

Die Grundhaltung, die hinter diesem Blog und auch der Auswahl der Artikel in unserem Shop steht, ist folgende: Ich wünsche allen Kindern, dass sie es einerseits schaffen, mit den klaren Regeln und Strukturen, die von Seiten der Schule vorgegeben werden, zurechtzukommen. Weil es das Leben in unserer Gesellschaft faktisch um vieles einfacher macht, wenn ich zumindest weiß, was sie von mir verlangt und wie man dem nachkommt. Gleichzeitig liegt es mir am Herzen, den kleinen Wesen Möglichkeiten zu zeigen, wie sie sich innerhalb dieser Vorgaben freier bewegen können. Und auch, wie man sich da und dort ein Stück über die Grenzen wagen kann, seinen Geist freilassen kann, ohne damit in Schwierigkeiten zu kommen. So erhalten sie nämlich eine Wahlmöglichkeit, sie können später selbst entscheiden, wo sie sich anpassen und wo sie aussteigen wollen.

Dazu brauchen die Kinder Offenheit. Nicht zuletzt von mir als Elternteil. Da muss ich es schon aushalten, abzuwarten, während sie sich an Lösungswegen versuchen, die deutlich von meinem abweichen. Nicht gleich einzugreifen mit: „Schau, so geht das.“ oder „Sei doch nicht so kompliziert, ich hab dir doch schon X-mal gezeigt, wie man das macht.“ Stattdessen können Sätze hilfreich sein, wie: „Ruf mich, falls ich dir helfen soll.“ oder: „Ich hätte auch eine Idee, wie das geht, ich freue mich schon darauf, sie mit deiner zu vergleichen.“

So hört mein Gegenüber, dass ich ihm/ihr zutraue, selbst eine Lösung zu finden. Gleichzeitig biete ich aber Sicherheit, indem ich sage, dass wir Zeit haben für Versuche und am Ende eine Lösung da sein wird, egal von wem.

Kreative Lösungen ermöglichen

Wer frei denken darf, wird zu ganz anderen kreativen Prozessen fähig sein, als jemand, der/die nichts anderes kennt, als immer nur Aufträge nach eindeutigen Vorgaben abzuarbeiten.

Wenn ich mir also wünsche, dass mein Kind lernt, sich selbst Lösungen zu aktuellen Aufgaben/Problemen zu überlegen, heißt das auch, dass es von denen, die ich bisher angeboten habe, abweicht. Wenn es sich bei abweichendem Verhalten vor Strafe fürchten muss, wird es das aber in den meisten Fällen vermeiden. Genauso schwierig wird es, wenn es kaum Vorwissen vermittelt bekommen hat und keine passenden Materialien zur Verfügung stehen, die bei der Lösungsfindung hilfreich sind. Mein Erziehungsstil sowie generell der Umgang mit meinem Kind und seinen Ideen und Handlungen haben also einen großen Einfluss darauf, wie es später mit Problemlösungen umgehen wird. In der Schule und im ganzen Leben.

Das muss jetzt aber niemandem Stress machen. Auch hier sind wir nicht in einer Einbahnstraße, weil sehr viele Faktoren auf die späteren Grundhaltungen unserer Kinder Einfluss haben. Manche davon liegen in unserem Verantwortungsbereich. Andere nicht. Manche sind gut untersucht, manche noch völlig unbekannt. Gebt einfach euer Bestes und seid auch euch selbst gegenüber offen.

Gebt euren Kindern Möglichkeiten an die Hand, ihren eigenen Weg zu finden.

Wenn sie gelernt haben, Problemen kreativ zu begegnen, werden sie alles meistern können.

Junge und Mädchen mit Rucksack am ersten Schultag im Schulhof
Eva
Eva
Mutter, Psychologin, spielverliebt und im Herzen Naturwissenschaftlerin, die immer alles noch ein bisschen genauer wissen will.
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